Wie immer die letzten Jahre fuhr auch diesmal eine Abordnung der Peißenberger Kletterer mit dem Sektionsbus das verlängerte Wochenende nach Arco zum Klettern an den hohen Wänden im Sarcatal. Zu elft waren wir, 6 Deandln, 5 Buam. Am Mittwoch früher Nachmittag losfahren, das hieß: trotz zahlreicher Baustellen ruhiger Verkehr und zügiges Vorankommen. Campingplatz belegen, Zelte aufbauen, PizzaEssen gehen, Seilschaften zusammenstellen, Plan für morgen aufstellen: für alle inzwischen gängige Routine.
Wir starteten unseren Arco-Trip in Regina del Lago, dem landschaftlich wohl schönsten Klettergebiet hoch über dem Gardasee.
Mit Marie und Marcia ging ich zur Route „Follie d’Autonno“ (8-/A0 [9]), steil, fest, schwer. Der Vorteil, wenn man mit zwei bärenstarken Kletterinnen unterwegs ist, liegt darin, daß man Routen ins Visier nehmen kann, die nahe am roten Bereich liegen. Der Nachteil, wenn sie sehr stark sind, besteht darin, daß in der Schlüsselseillänge nur jeder zweite, dritte Haken eingehängt ist, und ich mich in den technischen Passagen richtig plagen mußte.
Caro, Sabine, Oli und Michaela marschierten derweil weiter zum östlichen Ende des Gebiets und nahmen die Route „Su et Giu“ (7-) in Angriff. Überwiegend guter Fels und überraschende Linienführung bei bester Absicherung sind geboten - und natürlich immer wieder wunderschöne Tiefblicke auf den Gardasee. Oben angekommen landeten sie direkt am Abstiegsweg, der auch am „Deppensektor“ vorbei führt. Hier hängten sie die Route „Semiramide“ (6) an, die alle sehr lobten.
Derweil stiegen Thomas und Mathias durch die Route „Fiore de Primavera“ (7), die ihnen bissl Beißen abverlangte. Bestens gesichert war sie aber kein ernstes Problem.
Anita und Wolfgang erkundeten die „Via Babilonia“ (6) und die Route „Sesto Senso“ (6+). Optimales Wetter, warm aber nicht heiß, trocken, erstaunlich wenig los, jeder kam auf seine Kosten und so war die Pizza diesen Abend für alle besonders g’schmackig. Wieder same procedure: geringfügiges Tuning an den Seilschaften: morgen gehen Oli und Sabine, sowie Caro mit Michaela. Ziel waren die langen Routen an der Cima alle Coste: das Wetter war für Freitag nochmal stabil und trocken angesagt.
Der Zustieg gestaltete sich nicht zum ersten Mal interessant, die blaue Markierung, die den Abzweig kennzeichnet, war nicht leicht zu finden, auch der Weiterweg hat seine Tücken, aber das wußten wir ja vom letzten Jahr. Dafür fanden Marie, Marcia und ich den Einstieg „unserer“ Route „Dinosauri“ (7+) auf Anhieb. Aufgrund des respektablen Hakenabstands war es nicht ohne, die Kletterlinie zu finden, aber ois easy: Marie hatte längst Blut geleckt, was alpine Routen betrifft. In der leichten 5ten Seillänge versperrte mir eine Kupfernatter den Weg, zurück und da schau her: war ich doch glatt am Stand vorbeigestiegen. Iss halt alles für was gut, selbst a giftige Schlange. Die Wand steilte jetzt auf, zugleich verlangte die Felsqualität achtsames Klettern, keine falsche Bewegung. Die 9te und 10te Seillänge sind die anspruchsvollsten, hier übernahm Marcia die Führung. Die Tritte waren gegenüber dem Originalzustand schon etwas angeglättet und so war ich heilfroh über den Nachstieg, der immer noch anstrengend genug war. Die letzten Längen führte uns Marie bis zum Ausstieg, die eine oder andere Stelle ganz schön grantig für einen 6er, net jeder Griff felsenfest. Und das bei hier respektablen Hakenabständen.
Oben angekommen meinte Marcia, das heute wäre ihre beste Mehrseillängentour ever gewesen, ich teilte diese Begeisterung nicht. Was mir durch den Kopf ging, war der Abstieg: der Führer sagt 45min - im letzten Jahr benötigten wir einige Stunden. Und diesmal war es nicht viel besser: wie damals führten Stoamandl über Blockgelände hinunter in Wäldchen, wo sich Weg und Stoamandl verloren. Wieder irrten wir in unsichtigem Gelände in südlicher Richtung weiter, bis wir zuletzt endlich auf einen klaren Weg zum versicherten Steig nach Dro trafen.