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Kletterfahrt Arco

08.05.2024

Wie immer die letzten Jahre fuhr auch diesmal eine Abordnung der Peißenberger Kletterer mit dem Sektionsbus das verlängerte Wochenende nach Arco zum Klettern an den hohen Wänden im Sarcatal.

Wie immer die letzten Jahre fuhr auch diesmal eine Abordnung der Peißenberger Kletterer mit dem Sektionsbus das verlängerte Wochenende nach Arco zum Klettern an den hohen Wänden im Sarcatal. Zu elft waren wir, 6 Deandln, 5 Buam. Am Mittwoch früher Nachmittag losfahren, das hieß: trotz zahlreicher Baustellen ruhiger Verkehr und zügiges Vorankommen. Campingplatz belegen, Zelte aufbauen, PizzaEssen gehen, Seilschaften zusammenstellen, Plan für morgen aufstellen: für alle inzwischen gängige Routine.

Wir starteten unseren Arco-Trip in Regina del Lago, dem landschaftlich wohl schönsten Klettergebiet hoch über dem Gardasee.

Mit Marie und Marcia ging ich zur Route „Follie d’Autonno“ (8-/A0 [9]), steil, fest, schwer. Der Vorteil, wenn man mit zwei bärenstarken Kletterinnen unterwegs ist, liegt darin, daß man Routen ins Visier nehmen kann, die nahe am roten Bereich liegen. Der Nachteil, wenn sie sehr stark sind, besteht darin, daß in der Schlüsselseillänge nur jeder zweite, dritte Haken eingehängt ist, und ich mich in den technischen Passagen richtig plagen mußte.

Caro, Sabine, Oli und Michaela marschierten derweil weiter zum östlichen Ende des Gebiets und nahmen die Route „Su et Giu“ (7-) in Angriff. Überwiegend guter Fels und überraschende Linienführung bei bester Absicherung sind geboten - und natürlich immer wieder wunderschöne Tiefblicke auf den Gardasee. Oben angekommen landeten sie direkt am Abstiegsweg, der auch am „Deppensektor“ vorbei führt. Hier hängten sie die Route „Semiramide“ (6) an, die alle sehr lobten.

Derweil stiegen Thomas und Mathias durch die Route „Fiore de Primavera“ (7), die ihnen bissl Beißen abverlangte. Bestens gesichert war sie aber kein ernstes Problem.

Anita und Wolfgang erkundeten die „Via Babilonia“ (6) und die Route „Sesto Senso“ (6+). Optimales Wetter, warm aber nicht heiß, trocken, erstaunlich wenig los, jeder kam auf seine Kosten und so war die Pizza diesen Abend für alle besonders g’schmackig. Wieder same procedure: geringfügiges Tuning an den Seilschaften: morgen gehen Oli und Sabine, sowie Caro mit Michaela. Ziel waren die langen Routen an der Cima alle Coste: das Wetter war für Freitag nochmal stabil und trocken angesagt.

Der Zustieg gestaltete sich nicht zum ersten Mal interessant, die blaue Markierung, die den Abzweig kennzeichnet, war nicht leicht zu finden, auch der Weiterweg hat seine Tücken, aber das wußten wir ja vom letzten Jahr. Dafür fanden Marie, Marcia und ich den Einstieg „unserer“ Route „Dinosauri“ (7+) auf Anhieb. Aufgrund des respektablen Hakenabstands war es nicht ohne, die Kletterlinie zu finden, aber ois easy: Marie hatte längst Blut geleckt, was alpine Routen betrifft. In der leichten 5ten Seillänge versperrte mir eine Kupfernatter den Weg, zurück und da schau her: war ich doch glatt am Stand vorbeigestiegen. Iss halt alles für was gut, selbst a giftige Schlange. Die Wand steilte jetzt auf, zugleich verlangte die Felsqualität achtsames Klettern, keine falsche Bewegung. Die 9te und 10te Seillänge sind die anspruchsvollsten, hier übernahm Marcia die Führung. Die Tritte waren gegenüber dem Originalzustand schon etwas angeglättet und so war ich heilfroh über den Nachstieg, der immer noch anstrengend genug war. Die letzten Längen führte uns Marie bis zum Ausstieg, die eine oder andere Stelle ganz schön grantig für einen 6er, net jeder Griff felsenfest. Und das bei hier respektablen Hakenabständen.

Oben angekommen meinte Marcia, das heute wäre ihre beste Mehrseillängentour ever gewesen, ich teilte diese Begeisterung nicht. Was mir durch den Kopf ging, war der Abstieg: der Führer sagt 45min - im letzten Jahr benötigten wir einige Stunden. Und diesmal war es nicht viel besser: wie damals führten Stoamandl über Blockgelände hinunter in Wäldchen, wo sich Weg und Stoamandl verloren. Wieder irrten wir in unsichtigem Gelände in südlicher Richtung weiter, bis wir zuletzt endlich auf einen klaren Weg zum versicherten Steig nach Dro trafen. 

Kopfschüttelnd stellten wir die Frage: wieso eröffnet man unzählige Routen, und markiert dann den Rückweg so g’schlampig?

Zu Beginn unserer Tour sahen wir Oli, Sabine, Michaela und Caro in einer Nachbartour beim Klettern. „Esclusivamente per tutti“ hieß sie, 12 Seillängen bis 7- , als sehr gut abgesicherte Plaisirroute war sie ausgeschrieben, „absolute Dreckstour“ war der übereinstimmende Kommentar der vier, von schlecht gesicherten Quergängen, brüchig und gefährlich war die Rede. So ist das mit den Führern: Papier ist geduldig, egal was aufgedruckt wird.

Immerhin hatten die vier mehr Glück als Anita, Wolfgang, Thomas und Mathias. Diese wollten eben in die „Via Luna Argentea“ einsteigen, als Wolfgang etwas im Augenwinkel bemerkte. Er sprang instinktiv zur Seite und ein gewaltiger Felsbrocken schlug neben ihm ein, dieser Lichtausknipser zerschlug gottseidank nur Mathias’s Rucksack. Damit war das Nervenkostüm aufgebraucht und sie verbrachten den Tag mit Klettergarteln.

Der Samstag wurde sehr heiß und wir suchten das Klettergebiet San Paolo heim, geprägt durch die Touren von Heinz Grill & Freunde, mit der typischen Absicherung im bohrhakenarmen Retro-Style. Marie, Marcia und ich gingen zu der sehr schönen „Via Concordia“, Michaela, Caro, Sabine und Oli nahmen die „Via Cariti“ in Augenschein und Thomas, Mathias, Wolfgang und Anita zur „Via Selene“ die eine sehr interessante Quergangs-Abschlußstelle bereit hält.

Am Abend hieß es dann wieder „same procedure…“, wobei wir zusätzlich beratschlagten, wie wir es mit dem Abbauen halten möchten: nach dem Frühstücken abbauen, alles in den Bus und diesen voll bepackt irgendwo stehen lassen? Oder …?
Wir einigten uns auf die erste Variante und so in das Gebiet Lomaso im Val Lomasone zu fahren. Es liegt am A.d.W. und ist auch für Diebe zu abgelegen und uninteressant.

Leichte Routen bei guter Absicherung, teilweise schon von der Felsqualität „glänzend“ sind in 15min Fußweg erreichbar, gut besucht aber kein Anstehen, grad gmiatlich für das Abschiedsklettern. Warm war’s aber net heiß, perfekt. Überhaupt hatten wir absolutes Wetterglück: eine Woche vor Christi Himmelfahrt waren die Wetterprognosen noch verheerend, ich suchte schon nach Notfall-Zielen in den Vogesen. Die Prognosen besserten sich und wir fuhren bei Regen in Peißenberg los. „Ab Brenner wolkenlos“ lautete die Erwartung, „ab Bozen wolkenlos“, „ab Trento wolkenlos“ die aktualisierten Versionen. Es blieb auch in Arco bewölkt und in der Nacht gab es Regen. Und doch hatten wir absolutes Wetterglück, wobei, als wir uns von Lomaso verabschiedeten, ballten sich im Westen große dunkle Wolken zusammen. Das perfekte Schönwetterfenster zu 100% ausgenutzt. Was will man mehr? Wiederkommen natürlich :-) :-) :-)